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PRESSEAUSSENDUNG

Expertengespräch zur Generationengerechtigkeit: Familienpolitik von Grund auf erneuern!

Ein Vergleich der Sozial- und Steuersysteme von Österreich und Deutschland zeigt: Familien leisten wertvolle Arbeit für die Gesellschaft und werden dabei doppelt zur Kasse gebeten. Auf Einladung des Katholischen Familienverbandes und des Instituts für Ehe und Familien diskutierten die Familienexperten Wolfgang Mazal (Österreich) und Jürgen Borchert (Deutschland).

Wien, 7. November 2016. Herbe Kritik übt der Politikberater und deutsche Sozialexperte Jürgen Borchert an der Familienpolitik in Deutschland: „Stiegen kehrt man auch von oben nach unten, anstatt immer nur die untersten Stufen ein wenig zu wischen. Auch in der Familienpolitik wäre es wichtig, von Grund auf für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen, anstatt immer nur Randthemen kosmetisch abzuhandeln.“

Borchert fordert eine grundlegende Reform der deutschen Familienpolitik. „Während sich die Geburtenanzahl in Deutschland seit 1964 halbiert hat, ist die materielle Kinderarmut massiv gestiegen: Heute ist jedes 5. Kind von Armut betroffen, 1964 war nur jedes 64. Kind arm“, zeichnet er ein düsteres Bild einer überalternden Bundesrepublik: „Die Jahrgänge über 50 machen bald die Mehrzahl der Wählerschaft aus, das Medianalter steigt.“ Das sei problematisch.

Etwas positiver sieht der österreichische Familienexperte Wolfgang Mazal die Situation für Österreich. Trotzdem ist auch er überzeugt, dass sich die fehlenden Kinder schmerzlich auf die gesamte Gesellschaft auswirken werden: „Da geht es nicht nur darum, dass Kinder die Steuerzahler von morgen sind, sondern auch um die Hände, die in der Pflege und der medizinischen Betreuung fehlen werden.“ Mazal ist sicher: „Eines der zentralen familienpolitischen Themen in den nächsten

Jahrzehnten wird die Pflege werden!“ Dass es für Familien in der Sozialversicherung kaum Entlastungen gibt, kritisieren beide Experten. Besonderen Handlungsbedarf sieht Borchert in Deutschland: „Während Familien überproportional durch Verbrauchssteuern belastet werden, kommt noch die Belastung durch die Sozialversicherung hinzu“, kritisiert der Sozialexperte. „Der Sozialversicherungs-Beitrag wird für Personen mit oder ohne Kinder in gleicher Höhe erhoben.“ Für ihn ist das mit ein Grund für die steigende Kinderarmut. Darum unterstützt er die Initiative des Familienbundes der deutschen Katholiken, www.elternklagen.de, gegen diese doppelte Belastung vor Gericht zu ziehen. Mehr als 3.000 Familien haben sich diesem Aufruf schon angeschlossen.

Wenig Anreize und Vergünstigungen für Familien biete auch die österreichische Sozialversicherung, dennoch hält der Jurist und Sozialexperte Wolfgang Mazal eineKlage für wenig zielführend: „In Österreich kennen wir das Familienthema in der Verfassung nicht. Unsere Verfassung ist ein formales Konzept – es ist darin kein Zweck des Staates festgehalten.“ Die mangelnde auch steuerliche Berücksichtigung ist für ihn aber nur ein Mosaikstein in der Frage, warum die Geburtenrate sinkt: „Wir müssen uns generell der Debatte stellen, warum die Menschen immer weniger Kinder bekommen“, so Mazal. „Wir haben darin versagt, über die Weitergabe des Lebens zu sprechen und es verabsäumt einen positiven Familien- und Ehebegriff zu vermitteln.“ Als Beispiel führt er die ideologischen Debatten an, die einen wissenschaftlichen Diskurs über die Anzahl der Abtreibungen verhindern. Er kritisiert aber auch die fehlende Ermutigung durch die ältere Generation: „Junge Leute hören heute: Lasst Euch noch Zeit, ihr habt alle Möglichkeiten offen“, so Mazal und ist überzeugt: „Gerade für den Aufbau von Beziehungen und Familie sind diese vielen Möglichkeiten allerdings eher problematisch als eine Bereicherung.“ „Familie und Ehe sind wertvoll, die meisten Jugendlichen wünschen sich genau das und es ist unsere Aufgabe, diese Lebensweisen wieder in ein positives Licht zu  rücken“, ist Johannes Reinprecht vom Institut für Ehe und Familie überzeugt.

Für den Präsidenten des Katholischen Familienverbandes Alfred Trendl ist nicht nur die Politik gefragt, sich einzusetzen, es liegt auch an den Familien selber sich für ihre Bedürfnisse stark zu machen: „Es ist wichtig, dass sich die Familien auch selbst einsetzen und Forderungen an die Politik stellen“, so Trendl und rät: „Es gibt in Österreich neben dem Katholischen Familienverband fünf weitere Familienorganisationen die sich für die Anliegen der Familien einsetzen – werden Sie Mitglied in einer und unterstützen Sie die Anliegen der Familien auch mit ihrer Stimme!“

Rückfragehinweis:

Katholischer Familienverband Österreichs Telefon: (+43) 1 / 515 52 DW 3281 Mobiltelefon: (+43) 664 / 88 52 26 20 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.