Fasten. Wozu fasten?
Christliches Fasten, wie sieht das aus? Einige Gedanken zum persönlichen Fasten und zur Fastenzeit.
Die Gedanken stammen von Dr. Emeka Emeakaroha, Pfarrer in Ober-Grafendorf, und sind der Zeitschrift “ypsilon“, Magazin für Männer-Katholische Männerbewegung, entnommen.
Was wissen wir heute vom Fasten? Von Fastenkuren haben wir gehört. Sie sind Teil moderner Fitnessangebote, gehören zu Wellnessprogrammen. Viele von uns sind übergewichtig. Abnehmen ist ein Dauerthema. Wir kämpfen gegen die Kilos, die wir zu viel haben. Und können es uns schwer vorstellen, was es heißt, an Unterernährung zu leiden. Wir haben alle Bilder von hungernden Kindern gesehen. Viele spenden daher auch großherzig, um den Hunger der Ärmsten zu lindern.
Christliches Fasten,wie sieht das aus?
Fasten wird in allen Religionen als wichtiger Bestandteil religiöser Praxis verstanden. Haben wir Christen unsere eigene Fastentradition verlernt? Beim Wort Fasten fällt uns am ehesten der Ramadan ein, der Fastenmonat des Islam. Aber christliches Fasten, wie sieht das aus? Früher haben Katholiken an allen Freitagen kein Fleisch gegessen. Heute sind nur mehr der Aschermittwoch und der Karfreitag als strenger Fastentag übriggeblieben. An „normalen" Freitagen sind wir eingeladen, ein persönliches „Fastenopfer" zu bringen, nach eigener Wahl. Das hat dazu geführt, dass der Freitag als Fasttag fast völlig aus dem Bewusstsein verschwunden ist.
Es wird ein langer Weg sein, den Sinn des christlichen Fastens neu zu entdecken. Wer einen Weg finden will, muss um das Ziel wissen. Was ist das Ziel des christlichen Fastens? Nicht die Kalorienbeschränkung und nicht die Kiloabnahme. Fasten soll Leib und Seele neu frei machen für die Begegnung mit Gott. Das ist das Ziel. Das Fasten ist eines der drei Mittel, die die Bibel dazu nennt: Beten, Fasten, Almosen geben, das heißt den Armen helfen.
Fasten heißt verzichten
Der Sinn des christlichen Fastens ist: den Raum für Gott in uns wieder freizubekommen. Fasten heißt verzichten, bewusst und gezielt. Christliches Fasten heißt: bewusst und gezielt auf Dinge zu verzichten, die Leib und Seele belasten und unfrei machen. Jesus ging auf den Berg, um zu beten. Nichts macht die Seele freier und lichter als das Beten. Dazu braucht es Zeiten der Stille, wie Jesus sie am Berg suchte und fand. Verzicht auf zu viel Essen, auf Konsum von Fernsehen und Computer schafft Raum für die Begegnung mit Gott und auch mit unseren Mitmenschen. Teilen mit den Notleidenden macht frei von Anhänglichkeit ans Geld. Durch Fasten gewinnen wir eine neue Ausstrahlung vor Gott und unseren Mitmenschen.
In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Fastenzeit und ein gesegnetes Osterfest im Kreis eurer Familien.
Dr. Emeka Emeakaroha Pfarrer in Ober-Grafendorf